Mit einem gutem Gefühl gingen wir in Basse Anker auf und machten uns auf den Weg Richtung Küste. Die ausgelegten Fischernetze nötigen einen dazu in Schlangenlinien herumzufahren. Wir kannten alles schon von der Fahrt flussaufwärts und gingen die Fischernetzfahrt entspannt an. Wir hatten unsere Routen noch gespeichert und wollten den Tracks genau rückwärts nachfahren um auf der sicheren Seite zu sein. Eine kleine Boje wurde uns zum Verhängnis.
Wir sind 40 Meter von unserem alten Track vorbeigefahren.
Wie ich die Strudel vor dem Boot entdeckt habe und noch in letzter Sekunde vollgas retour gab hats auch schon gekracht. Wie der dumpfe Schlag eines Vorschlaghammers auf eine Mauer schallte durch unsere Admetus, eine ordentlicher Ruck, der Bug senkte sich und der Tiefenalarm schrie wie wild.
Kurze Zeit Chaos – das Schlimmste ist passiert. Wir sind auf einen Felsen aufgelaufen.
Der erste Check der Bilgen zeigte ein beruhigenderes Bild, zumindest noch kein Wasser im Schiff. Hier gibts keinen Öamtc oder Feuerwehr den man rufen kann, hier muss man sich selbst helfen. Ich habe mir die Taucherbrille geschnappt bin in das trübe Wasser gestiegen um das Ruder und den Propellor zu kontrollieren. Entwarnung – keine offensichtlichen Schäden.
Unsere Admetus neigte sich derweilen, von der Strömung auf den Felsen gedrückt leicht auf die Seite und der Anblick sagte uns klar wir müssen rasch handeln. Eilige habe ich den Heckanker mit dem Beiboot ausgebracht.
Mit vereinten Kräften und viel Adrenalin haben wir mit Hilfe einer Winsch das Boot rückwärts gezogen.
Die immer größer werdenden Zahlen auf dem Echolot haben uns schnell gezeigt – es klappt.
Doch nun hies es nicht den nächsten Felsen erwischen und auf keinen Fall ein Fischernetz in die Schraube bekommen. Nach langsamer Fahrt in der flachen Stelle waren wir bald wieder in tieferem Gewässer und sind ein Stück weit gefahren und haben den Anker geworfen um das Boot auf Schäden zu kontrollieren. Einige Abschürfungen am Eisenkiel sind Erinnerung für die Fahrt in den unkartografierten Gewässern in Gambia. Bisher wussten wir nur von dem guten Ruf der Sadler 32 – jetzt haben wir es ausgetestet und sind
froh ein so massives Schiff zu haben.
Die nächsten Tage gings mit hohem Adrenalinspiegel weiter, jede Welle auf dem Wasser die auf einen überspülten Felsen deuten könnte wurde ernst genommen, jede Boje vorsichtig umschifft.
Der Schrecken sitzt nach so einem Erlebnis immer mit dabei im Cockpit.
Die Natur zeigt sich unbeeindruckt von allem und präsentierte sich jeden Tag aufs Neue. Endlich haben wir mal ein großes Krokodil in Ruhe beim Sonnenbad beobachten können. Affen aller Arten sind hier oberhalb von Georgetown ein ständiger Begleiter und wir entdecken jeden Tag
welche in den Bäumen. Wir besuchen weitere Dörfer oberhalb von Georgetown. Hier oben ist das ein besonderes Erlebnis weil
hier sehr wenige Boote vorbei fahren und diese dann hauptsächlich in Städten halten.
Die unscheinbaren Dörfer sind meist nur an einem kleinen Steg oder einer Landestelle erkennbar. Wenn wir auftauchen sind meist gleich ein paar unerschrockende Kinder da und wollen uns die Hand geben.
Nach und nach werdens dann mehr. Das spannende hier ist, jedes Dorf ist ein wenig unterschiedlich und es gibt immer was zu sehen.
Sololo war so ein netter Stopp für uns. Die Ufer sind hier mit Mangowäldern gesäumt und alle paar Meter ist ein kleiner Holzsteg aufgebaut. Beim Ankern hatten wir schon eine Menge Kinder die uns zugeschaut haben und uns klar gemacht haben wir müssen an Land kommen. Die Erwartungshaltung unsererseits sank denn meist ist es genau so wenn Touristen öfter vorbeikommen und die Kids fordern recht forsch Süßigkeiten und Geldgeschenke.
Wie wir mit dem Dinghi zu ihnen gefahren waren, wars auf einmal still, ein Teil ist gleich mal davon gelaufen, die übriggebliebenen haben ganz scheu mit uns gesprochen. Hier haben wir die prächtigsten Gärten in ganz Gambia vorgefunden. Die Frauen sind hier täglich mehrere Stunden mit Wasser holen für die Gärten beschäftigt, hatten aber doch alle für ein kurzes Schwätzchen
mit uns Zeit. Der Fluss ist hier Lebensader, es wird hier Wäsche gewaschen, gebadet und die Felder bewässert.
Zur Verabschiedung gabs noch ein Foto mit den Kids was alle immer sehr begeistert wenn sie sich am Display selbst betrachten können.
Unsere Lehre aus dem ganzen ist, dass wir noch vorsichtiger unterwegs sein werden und wir haben erfahren, dass Flussfahrt in Afrika immer noch ein richtiges Abenteuer ist.
Hallo Schwesterherz, wir wünschen Dir auf diesem Weg “Alles Gute zum Geburtstag!”
Dickes Bussi
Vielen Dank euch beiden!
Liebe Grüße
Bella