SY Runaway – Birgitta und Stefan aus Schweden
Birgitta und Stefan, ein schwedisches Paar, haben wir in der Ankerbucht in Las Palmas auf Gran Canaria kennengelernt, wir haben sie am Strand angesprochen weil sie mit Ihrem Ruderbeiboot genau so schnell waren wie wir mit Außenborder. Nach interessierter Fachsimpelei über Beiboote haben wir sie zu einem Glaserl Wein auf unser Boot eingeladen. Wir waren uns sofort sympatisch, und fanden die beiden überaus interessant.
Mit diesem Artikel starten wir eine Portraitreihe der Segler die wir unterwegs treffen und die interessante Dinge zu erzählen haben.
Stefan
Unterwegs ist er mit einer Vagabond, die er 1983 selbst gebaut hat. Als Langzeitsegler der immer wieder unterwegs ist war er bei der Ankunft zu Hause nicht wählerisch mit der Auswahl an Jobs und entpuppt sich als Multitalent, der sich mit einer Vielzahl von Jobs seine Reisen finanziert. Um nur einige aufzuzählen: Skipper, Forstarbeiter, Wohnwagenbauer, Wachmann, Bauarbeiter,….
Mit dem Segelvirus ist er schon lange befallen, er bezeichnet seinen Segler-Laufbahn als natürliche Entwicklung die mit Jollen-Segeln begann bis hin zum eigenen Boot mit dem er unterwegs ist. Bisher waren seine längsten Törns, eine Weltumsegelung, sechs Atlantiküberquerungen Richtung Westen und drei zurück nach Europa. Er ist ein weitgereister Seemann mit mehr als 100 000 Seemeilen Segelerfahrung. Seine erste Atlantiküberquerung machte er bereits 1978 als Skipper eines Charterbootes. Darauffolgend war er einige Saisonen Skipper einer Amel-Privatyacht.
Mit der Frage was ihm mehr gefällt, das Segeln oder das Reisen, tut er sich schwer. Für ihn ist es keinesfalls nur mehr Reisen oder Segeln, es ist eine Lebenseinstellung ein Lifestyle den er in vollen Zügen genießt. Erschüttern oder ärgern kann den erfahrenen Seemann wenig bis auf zu engstirnige Beamte. Angst vor Dingen verhindert er mit guter Vorbereitung. Er versucht immer bestmöglich vorbereitet zu sein, wenngleich er auch sagt, dass in manchen Situationen der Adrenalinspiegel beträchtlich steigen kann.
Die Langfahrtsegelei bedeutet für Ihn in erster Linie absolute Selbstbestimmtheit mit der daraus resultierenden Freiheit. Einfach das zu tun was man gerade für richtig hält. Seine schönsten Begegnungen mit Menschen und Einheimischen hatte er in Brasilien und im Pazifik auf seinen bisherigen Reisen. Da er sein ganzes Leben bereits reist, ist die Frage nach der Veränderung nicht zu beantworten, das Langfahrtsegeln gehört zu ihm einfach dazu.
Birgitta
Birgitta, aus Schweden ist 49 Jahre alt, geschieden und Mutter von 3 Kindern. Sie war viele Jahre im Tourismusgeschäft in Schweden tätig. Sie war eine erfolgreiche Karrierefrau. Ein Jahre lebte sie mit ihrer Familie in Spanien und hat durch viele Reisen Europa gut kennengelernt, war aber noch nie außerhalb von Europa.
Als ihre älteren 2 Kinder ausgezogen sind, keimte in ihr der Wusch nach einer größeren Lebensveränderung. Vor 3 Jahren lernte sie Stefan kennen, der zu dieser Zeit schon in den Vorbereitungen zu einer größeren Segelreise steckte. Sie war begeistert von der Idee und fand, dass es das war was sie machen wollte. Diese Entscheidung änderte alles. Das Segeln gefiel ihr auf Anhieb. So begann auch sie mit den Vorbereitungen für die Reise. Sie verkaufte all ihren Besitz und ihr Haus und begann sich einzuschränken und ihr Geld zu sparen. Die Vorbereitung auf die Reise hatte für Sie auch im sozialen Umfeld große Auswirkungen weil viele nicht verstanden was jemanden zu so gravierende Veränderungen veranlasst.
Die gesamte Segelerfahrung vor Reiseantritt beschränkte sich auf ein paar Wochen zusammen mit Stefan. Im Juni 2011 ging die Reise los, sie starteten von Schweden, nach Norwegen, über die Nordsee nach Schottland, Irland, durch die Biscaya nach Spanien, Portugal, schließlich auf die Kanarischen Inseln.
Am Langfahrtseglerleben gefällt ihr das Bereisen der verschieden Länder und, dass das Segeln an sich eine sehr umweltschonende Art zu Reisen ist. Sie findet das Ankommen an neuen Ufern sehr aufregend und die Tiere die man unterwegs trifft faszinieren sie. Was sie allerdings bedauert, dass abgesehen von viel Kontakt zu Seglern, der Kontakt zu den Einheimischen meist viel zu kurz kommt. Man reist mit seinem eigen kleinen zu Hause hat seine eigen Sachen, sein eigenes Essen dabei. Das Entdecken der neuen Umgebung und kulturellen und kulinarischen Lebensweise fällt daher viel schwerer. Auf See fürchtet sie sich auf längeren Passagen, neben überraschenden Squalls, sehr vor allzugroßer Langeweile. Außerdem ist ein schlimmer Gedanke, auf See nicht für ihre Kinder da sein zu können und die Sorge um diese.
Ihr Plan für die Zukunft ist es keinen genauen Plan zu haben. Offen zu sein für alles was kommen mag. Die weiteren Segelziele sind Senegal und danach über den Atlantik nach Brasilien zu segeln und im nächsten Sommer einen Heimaturlaub einzulegen um ihre Kinder zu sehen.
Das Leben auf See hat sie entspannter gemacht, sie ist weniger egoistisch und ausmerksamer geworden.