Marquesas unsere bisherige Traumdestination

Posted on Freitag, Mai 2nd, 2014 at 23:11

Wir kommen nicht recht vom Fleck. Normalerweise bedeutet dass es gibt Probleme, aber nicht so in unserem Fall. Es ist einfach zu schön um rasch weiter zu segeln. Die Erlebebnisse die wir in den letzten Wochen bereits haben durften reichen um schon ein halbes Buch zu füllen.
Es ist deswegen auch schwierig alles zu erzählen, deswegen versuche wir einen Eindruck zu verschaffen warum es hier so schön ist und wie sich unser Alltag hier gestaltet.

Wir sind nahezu keinen ganzen Tag nur am Boot, es ist immer etwas im Gange das uns an Land zieht, ganz im Gegensatz zu vielen anderen bisher besuchten Ländern. Wir haben jeden Tag einen Plan, also wir schmieden meist einen Plan, das Ergebnis sieht dann meist so ähnlich aus wie folgende Szenarien:

-Vormittags wandern und am Nachmittag gehen wir schnorcheln
- Versuchen wir Obst im Dorf einzutauschen und kochen am Nachmittag Marmelade,…
- Schauen wir nur kurz ins Dorf um Wasser zu holen und dann relaxen wir den Nachmittag…

In der Realität schaut das meist dann wie folgt aus.

Wir packen unsere Sachen und sind um 10 Uhr am Weg durch die Inselvegetation. Irgendwo trifft man jemanden der einen eventuell sogar schon kennt und man plauscht ein wenig(wir sprechen immer noch kaum französisch und es klappt nahezu immer weil die Leute einen verstehen wollen und auch bereit sind mit Händen und Füßen zu sprechen)
Oft kommt dann noch die Einladung sie doch in ihrem Dorf zu besuchen. Dann sieht man am Wegesrand jemanden seinem Handwerk nachgehen und fragt wie der Ablauf seiner Tätigkeiten denn so ist,…. das endet meist im
Haus der Person, die Leute freuen sich wenn sich jemand für ihr Leben und ihre Arbeit interessiert.
Aber das was immer wieder die interessantesten Gespräche ergibt ist wenn man bezüglich Gerichten oder Obstsorten fragt. Essen ist eine große Leidenschaft und wenn sich die Fremden für ihre Esskultur interessieren ist man nicht selten gleich dabei und bekommt einen kleinen Kochkurs oder genaue Rezepte und die Zutaten fürs selbermachen werden uns oft auch noch haufenweise mitgegeben.
Viele der Einheimischen stellen teils beachtliche Schnitzereien her, hier auf Tahuata wird vor allem das Schnitzen von Tierknochen betrieben. Die privaten Sammlungen werden gerne gezeigt und es ist immer auch ein Einblick in die Haushalte selbst.

So verfliegen die Stunden und der ursprüngliche Plan wird gestrichen und der Tag war wieder mal viel spannender als für Möglich gehalten.

Doch es gibt dann doch auch noch Highlights auch wenn wir uns Erlebnismäßig schon auf einem hohen Level befinden.
Vor zwei Tagen waren wir gerade am Weg in die Berge. Ein wenig außerhalb des Dorfs Hapatoni lebt Tehi, wir hatten in den letzten Wochen einige nette Stunden gemeinsam verbracht und wollten uns nun verabschieden da wir planten am selben Tag planten weiter zu segeln. Als wir ihn auf seinem Grundstück antrafen wurden wir spontan zum Mittagessen eingeladen.
Es sollte Poisson Cru geben. Das ist roher Fisch mariniert in Zitronensaft und frischer Kokosmilch. Was für ein Glück, wir waren schon länger erfolglos auf der Suche nach einem Lokal wo wir dieses für hier typische Essen ausprobieren können. Tehi hat uns gebeten noch ein paar Mangos im Wald sammeln zu gehen,… für die Nachspeise. Das war auch rasch erledigt und wir kamen zurück zu Tehis wunderschönem aber einfachen Haus.
Das Haus ist nach zwei Seiten offen, mitten liegt eine Matratze und darüber ein Insektengitter. Gekocht wird über Feuer, die Feuerstelle ist außerhalb des Hauses.

Sogar eine Quelle entspringt nur unweit des Hauses.
In direkte Umgebung des Hauses wachsen Papapyas, Bananen, Zitronen, Melanzani, Taro, Basilikum,….. und das ganze Haus steht mitten in einem Palmenhain mit Blick aufs Meer. Ein Platz zum verlieben und verweilen. Das Grundstück ist schon seit vielen Generationen in Familienbesitz und einige Artefakte bezeugen dass dieser
Flecken Erde schon lange bestellt wird. Als wir gerade mittendrin in den Vorbereitungen sind, Tehi hat Freude daran uns alle Einzelschritte des Essens selber machen zu lassen kommt sein Schwager Joseph vorbei.


Wie es der Zufall so will spricht er gut Englisch. Bei dem ausgezeichneten Mittagessen mit Poisson Cru, frittiertem Bonito, Reis und gekochten Bananen erfahren wir dass er Nachfahre von einem König der Insel ist der vor knapp 200 Jahren gegen die ersten Eroberer und Captain Cook gekämpft hat.
Wir erfahren viel über die Geschichte und die Begebenheiten heute. Aufgrund der Abstammung besitzt seine Familie viel Land auf beinahe allen Inseln der Marquesas. Es ist beeindruckend.Als er anbietet uns wichtige Plätze seiner Ahnen in der Umgebung zu zeigen sind wir Feuer und Flamme.
Gleich nach dem  Mittagessen marschieren wir mit Joseph in den Wald. Er lässt seine Schuhe gleich vor Ort weil er mein sie drücken ihn nur. Das beruhigt uns denn wir sind mit Sandalen kurzen Hosen und T-Shirts ausgerüstet.
Gleich zu Beginn zeigt er uns eine in Stein gemeiselte Karte die auf dem Berghang die einzeln Sektionen der Grundstück zeigt. Viele hunderte Jahre alt hat sie immer noch Gültigkeit, Beeindruckend.
Dann gehts weiter den Berg hoch. Doch schnell wird klar dass dies einfach sein Terrain ist. Mit flottem und sicheren Schritt wieselt er den Berghang über Felsen und rutschige Blätteransammlugen dahin. Wir kommen kaum hinterher und haben Mühe uns im Dickicht des ursprünglichen Waldes fortzubwegen.
Doch die Mühen lohnen sich. Wir besuchen die Plattformen von Häusern die schon seit langem nicht mehr bewohnt werden. Wir sehen Plätze an denen seine Ahnen tätwiert haben und bekommen die Funktion der in den Stein geschlagenen Schälchen erklärt.

Petroglyphen, das sind Zeichnungen die in den Stein geschlagen sind finden sich in regelmäßigen Abständen.

Es ist faszinierend die Bedeutungen von einem Nachfahren eines Königs der Insel erklärt zu bekommen.

Als Joseph mitbekommt dass uns schön langsam die Puste ausgeht wirds erst richtig spannend. Das Survivaltraining auf Marquesianisch beginnt. Wir haben noch viele Meter schwierigen Abstieg in teils abschüßigen Gelände vor uns und da will er offenbar auf Nummer sicher gehen.
Wir erfahren und dürfen probieren welche Teile von jungen Kokospalmen wir essen können. Wie man eine Kokosnuss ohne Machete und Werkzeug öffnet. Ok, für Joseph war es ein kräftiger Schlag mit einem Stein und die
Kokosnuss sammmt fasriger Aussenschale ist einfach in zwei Teile zerbrochen. Wenn ich bedenke dass mich manch Hartnäckige Nuss
trotz der Hilfe einer Machete fünf Minuten beschäftigt war klar wieviel Urkraft in diesem Menschen steckt. Zumindest in der Theorie wissen wir jetzt wie es funktioniert. Es war toll, wir durften Kokospalmenherz essen, den Kokosnussschaum der sich beim austreiben entwickelt und vorzüglich
schmeckt,….
Bald wurde uns klar warum wir so gut gefüttert wurden. Kurz danach sind wir teils an Wurzeln und kleinen Steinvorsprüngen weiter Richtung Tal geklettert. Es war irre, und natürlich ist man hinterher richtig stolz auf sich es
geschafft zu haben, wenngleich ich mir sicher bin dass jeder fünfjährige Marquesianer ohne Schuhe diese Passagen wesentlich eleganter und schneller gemeistert hätte als wir.

Zu guter letzt besuchten wir noch eine großen Stein mit besonders vielen Petroglyphen. Für uns war es beeindrucked es anzusehen, aber es war bald klar dass dies für Joseph ein besonderer Platz ist. Er zeigte welche der Symbole die Zeichen seiner Ahnen sind und setzte sich danach ruhig an ein Plätzchen, startete den Musikplayer seines Handys und es war für uns erkennbar dass dies für ihn ein besonderer Ort ist. Er erklärte uns dass es noch eine Verbindung gibt zu seinen Ahnen und er oft um Kraft zu tanken an diesen Ort kommt. Wir haben dem eigentlich unbeeindruckend
wirkendem Schauspiel leise beigewohnt und es ist nicht ganz klar ob es die Erschöpfung war oder vielleicht hatte es doch etwas mit dem Ort zu tun, wir spürten dass von diesem Ort eine besondere Kraft ausgeht die uns auf eine unerklärbare Weise in ihren Bann zog.

One Response

  1. Lissy und Hubert sagt:

    Hallo Ihr Zwei Polynesier,
    das freut uns, dass es Euch auf den Marquesas so gut gefällt, und Ihr so viele schöne Begegnungen und Erlebnisse hattet. Hoffentlich bleibt das auch weiterhin so. Wir sind inzwischen in Utila und schon auf den Weg in den Rio, um im Juni nach Hause zu fliegen.
    Viel Glück, viel Spass und fair winds
    Lissy und Hubert