Was ist denn das?
Beim Best Blog Award bekommt man 11 Fragen von einem befreundeten Blogger geschickt, das sogenannte virtuelle Blogstöckchen wird einem zugeworfen. Diese beantwortet man und postet sie. Danach gibt man das Blogstöckchen an andere Segler weiter. Wir haben von Markus und Monika 11 Fragen zum Thema Segeln und unserer Reisen erhalten, unsere Antworten findet ihr nachfolgend.
1. Wie wird Deine weitere Segelroute aussehen? Wie viele Jahre kannst/willst Du noch unterwegs sein?
Wir segeln weiter Richtung Westen, dass ist das einzige was feststeht. Es war schon bisher so, dass wir Plan und Zufall die gleice Chance gegeben haben und so ändern unsere Eindrücke die Reisegeschwindigkeit und den Weg.
Die weitere Reisedauer ist eine gute Frage.
Können? – noch Jahre lang, sofern es genug interessante Arbeit gibt.
Wollen? – solange es noch Spaß macht.
Der Pazifik war immer das geheime Ziel so werden es vermutlich noch 1-2 Jahre werden.
2.Was hast Du vor danach zu machen?
Wir planen nach Österreich zurückzukehren.
3. Welche Gegend hat Dir bisher am besten gefallen und warum?
Wir fanden überall schöne Ecken, selbst in der viel gescholtenen Karibik haben wir noch ruhige und wunderschöne Plätze gefunden. Nicht immer ist der Ort an sich das Schöne, oft sind es die Einheimischen oder die individuellen Erlebnisse die einer Gegend eine positive Erinnerung verpassen.
Das Highlight war bisher Gambia. Warum? Vermutlich weils unser erstes exotisches Land war, die Leute sehr freundlich und friedlich sind, der Gambiariver den man als Segler bereist voll mit Tieren (Krokodile, Nilpferde, Affen, Vögel,…..) ist und die Begegnungen mit den Menschen in den abgelegenen Dörfern Eindruck hinterlassen haben. Es war der einzige Ort wo Einheimische sich richtig gefreut haben wenn man sie in ihren abgelegenen Dörfer besucht. Es war auch das einzige Land in dem die Art der Erlebnisse an die jahrzehnte alten Erzählungen der früheren Fahrtensegler rankommen.
4. Welche Kommunikationsmittel verwendest Du an Bord? Ist Amateurfunk Deiner Meinung nach noch zeitgemäß/notwendig?
VHF, Amateurfunk(hauptsächlich für email), Internet über Mobilfunk und USB Modem(nur wenn wir länger in einem Land sind), Handy(lokale Anbieter, nur wenn wir länger in einem Land sind) und Internet über Wlan Verstärkerantenne in Häfen.
Jeder hat ein unterschiedliches Kommunikatonsbedürfnis. Für uns ist Amateurfunk auf See zu einem wichtigen Element für Wetter und emails mit Freunden geworden. Wir verwenden es kaum für Sprechfunk und zu 99% fürs versenden und empfangen von emails. Amateurfunk ist keine Modeerscheinung, es ist für viele seit Jahrzehnten die wichtigste Säule der Kommunikation auf See, und die fortlaufenden Verbesserungen von den Pactor Modems(zur Übertragung von emails notwendig) wird SSB auch in Zukunft interessant bleiben. Es ist (korrekte Installation vorausgesetzt) eines der robustesten Kommunikationsmittel an Bord.
Es verhält sich mit Amateurfunk ähnlich wie mit der Hörwache auf Kanal 16 auf VHF. Seit Jahren lese ich dass diese nicht mehr vorgeschrieben ist und kaum mehr durchgeführt wird. In Realität ist es der Hauptkommunikations- und Anprechkanal der proffesionellen Schifffahrt.
Würde es nicht aufs Geld ankommen hätte ich als Ergänzung auch noch ein Satelitentelfon dabei. Beide Dinge ergänzen sich, Amateurfunk+Pactor für emails und Satelitentelefon für Sprachtelefonie.
5. Welche Energiequellen hast Du im Einsatz? (Solarpaneele, Windgenerator, Schleppgenerator, etc. inklusive Leistungsangabe)
Wir haben Solarpanele mit 300W Spitzenleistung installiert und einen Ampair 100 Windgenerator.
6. Macht ein Water-Maker Deiner Meinung nach auf der Barfußroute Sinn? Worauf muss man beim Kauf bzw. Einbau achten?
Ein Watermaker macht absolut Sinn, vorausgesetzt man kauft ein leistungsstarkes Produkt welches auf Energiesparmaßnahmen verzichtet und möglichst simpel aufgebaut ist. Im wesentlichen geht es nur darum ausreichend Leistung zur Verfügung zu haben, entweder einen
Generator oder eine überdimensionierte Stromerzeugungsanlage. Nachteil ist dass aus Sicherheitsgründen immer noch genügend Wasser für mind. 1 1/2 Monate an Bord sein muss um auch bei längeren Überfahrten ausreichnd Wasser+Sicherheitsreserve dabei zu haben.
Eine wartungsfreie Alternative zu Watermaker die nur mehr wenig Beachtung im deutschsprachigen Ratgebern findet ist das Regenwasser sammeln. Erst in der Karibik wurde uns bewusst dass nahezu überall in den Tropen nur gesammeltes Regenwasser zur Verfügung steht. Warum dann nicht gleich selber Regenwasser auffangen? Wir adaptieten unser Bimini und die Sonnenschutzplane fürs Regen auffangen. Kann man das Wasser trinken? Ja, sofern man nicht neben Industrieanlagen und Städten Wasser sammelt. Wir geben immer ein wenig Wasserentkeimunsmittel dazu.
Wasser ist ein wichtiger Punkt über den viel diskutiert wird und über den viel Unsicherheit besteht. Kurz gesagt, Watermaker erhöht den Komfort so lange er funktioniert und genug Energie vorhanden ist. Wasser gibt es überall zu kaufen und man kann es auch selber auffangen.
7. Welches Segelmaterial empfiehlst Du für eine Blauwasseryacht für Großsegel und Genua? Welche zusätzliche Segelgarderobe ist Deiner Meinung nach notwendig/wichtig?
Dacron. Es muss ja jederzeit mit einfachen Mitteln reparierbar sein. Zusatzbesegelung: Fock mit Stagreitern an innerem Vorstag und Sturmfock. Für Leichte Winde einen Blister mit Bergeschlauch.
Es hängt aber immer vom Boot und den eigenen Fähigkeiten ab. Haben viele getroffen die sich teure Zusatzsegel gekauft haben sie aber nicht einsetzen weil sie es sich nicht trauen.
8. Macht der Einbau eines Fäkalientanks Deiner Meinung nach Sinn? In der Türkei z.B. ist so ein Tank schon Pflicht. Wie schaut es laut deiner Erfahrung in anderen Ländern aus?
Das Mittelmeer ist hierbei eigens zu betrachten. Die entwickelte westliche Welt fordert ihn zum Teil(Amerika, Teile Australiens,..), der Rest der Welt auf dem die Barfußroute zu großen Teilen verläuft erfordert es in den seltensten Fällen(meist nur in Zusammenhang mit Naturschutzgebieten). Wir haben einen Fäkalientank vor der Abfahrt gekauft, ihn nicht angeschlossen und vor kurzem in Panama neu und unbenutzt verschenkt.
9. Welche Versicherung hast Du für Dich und Dein Boot? Was ist da alles mit abgedeckt? Ungefähre Kosten?
Haftpflichtversicherung fürs Boot, Privathaftpflichversicherung, Unfallversicherung, Rückholversicherung. ~900€ gesamt fürs Boot und uns beide pro Jahr.
10. Welche wichtigen Tipps kannst Du Newcomern in der Blauwasserszene mitgeben?
Das ist eine schwierige Frage, die kann ich nicht in einem kurzem Satz zusammenfassen.
Die gute Seemannschaft verlangt sich vorzubereiten. Wir haben bevor wir losgefahren sind sehr viel gelesen und viel im Internet recherchiert. Dies war uns damals eine wichtige hochgeschätzte Quelle von aktuellen Informationen.
Im Nachhinein sehen wir viele der sogennaten Fakten und Tipps wesentlich differenzierter.
Der Begriff Fahrtensegler entstand vor Jahrzehnten wo damit noch eine Menschenschlag bezeichnet wurde der große Aufgaben, Strapazen und Unsicherheiten auf sich nahm um Abenteuer zu meistern, wirklich fremde Länder wo nur der Name und die Lexikonbeschreibung vorhanden war zu bereisen.
Heute ermöglichen die modernen Hilfsmittel JEDEM, und wirklich jedem der ein Schiff mit minimal aufrichtendem Moment besitzt und sei es noch so zweifelhaft geeignet für schwierige Situationen auf See, einfach loszusgeln und auf Langfahrt zu gehen. Man kann es als Fahrlässig bezeichnen (wird gerne gemacht wenn jemand zu Schaden kommt) oder man bezeichnet sie als mutig und Seehelden (wenn sie z.B. mit einem 21 Fuss Boot(welches eigentlich für Seen gebaut ist) und Familie die Welt umrunden)
Dies macht das seegehende Volk bunter und vielschichtiger. So verschieden die Personen und deren Lebensumstände und Möglichkeiten sind so verschieden sind auch die Ratschläge und Empfehlungen der einzelnen Personen. Da ist es wichtig zu erkennen ob die eigenen Möglichkeiten und Ideen die Ratschläge und Tipps auf einen selbst anwenden lassen.
Wir selbst waren immer fasziniert von den Fahrtenseglern die in wildromantischen Buchten über oft Monate allein unterwegs sind und Urvölker besuchen und in den rauhesten Gebieten der Erde unterwegs sind.
Da wir selbst ohne jegliche Langfahrterfahrung gestartet sind hat es sich erst herauskristallisiert dass dieses Nomadenleben ohne viel Kontakt zu anderen nicht unsere Sache ist. Wenn man von anstrengenden Berufen kommt und die Idee des Fahrtensegeln mit den bisherigen”Urlaubserfahrungen” vermischt verkennt man recht schnell dass Fahrtensegeln eine Lebensform mit ihren Eigenheiten ist und nicht Entspannung im Urlaub. Da verändern sich Prioritäten schnell, das ist mitunter auch ein Grund warum so viele nach wenigen Monaten schon wieder abbrechen und das Fahrtensegeln an den Nagel hängen.
Wir haben viele Segler getroffen Normalbürger, Junge und Alte, Aussteiger, Vollblutsegler, teils Jahrzehnte auf dem Wasser, Buchautoren und welche die es geworden sind. Diejenigen die durch viele gesammelte Meilen und Erfahrungen auf unterschiedlichsten Booten eigentlich am meisten zu erzählen hätten, hatten alle eines gemeinsam, keiner schrieb Bücher und Ratgeber oder und kaum einer fütterte Blogs um die interessierte Leserschaft zu informieren. Nicht jeder der Tipps gibt hat auch einen großen Erfahrungsschatz von dem er erzählt. Bevor wir losgefahren sind waren wir in Griechenland unterwegs und haben sehr viel mit anderen Seglern über deren Erfahrungen gesprochen. Dies hat oft zu großer Verunsicherung geführt, leider trifft man im Mittelmeer nahezu keine Fahrtensegler die einem Tipps für die große weite Welt geben können.
Glaube nicht jenen Ratgebern die dir erklären was du alles benötigst um losfahren zu können. Lass dich inspirieren von Leuten die es trotz widrigster Umstände auch geschafft haben sich den Traum vom Fahrtensegeln zu ermöglichen. Suche nicht nach den konkreten Antworten vorab, es gibt sie oft nicht, du wirst dir vieles selbst unterwegs beantworten. Wenn du es schaffst den Lebensstandard von daheim nicht aufs Boot mitzunehmen, die Reise als Erlebnis siehst, wirst du unabhängig von deinen finanziellen Möglichkeiten in weiten Teilen der Welt problemlos das größte Abenteuer deines Lebens erleben können.
Zum Abschluss möchte ich die Antwort auf die selbe Frage welche ich vor ein paar Jahren auf einer Bootsmesse von unerer österreichischen Seglerlegende Wolfgang Hausner bekommen habe wiedergeben.
“Einfach losfahren! Jedes Boot segelt vor dem Wind und Stürme gehen vorüber. Ich habe Alte, nicht mehr besonders mobile Leute, Alkoholiker und Verrückte getroffen und selbst die haben es über die Weltmeere geschafft! Den einzigen Fehler den du machen kannst ist nicht loszufahren.”
11. Welche Segelliteratur kannst du mir empfehlen?
Wir haben alles gelesen an Segelliteratur was wir in die Finger bekommen haben. Man kann von jedem was lernen wie es gemacht oder nicht gemacht wird. Viele der deutschsprachigen Reiseberichte sind mittlerweile sehr homogen und deswegen ist es für jene die Ratgeber suchen interessanter auch die englischsprachigen Bücher zu lesen.
David und Bella
………………………………………………………………………………………………………
Wir hättten vorgehabt das Blogstöckchen weiter zu reichen an Claudia und Jürgen, doch diese bekannten Segler sind bereits angeschrieben worden und haben viele der Fragen die wir an Sie hatten bereits beantwortet und auf ihrer Seite gepostet.
Hey David und Bella,
ihr seid aber schnell
Danke für die informativen und ausführlichen Antworten!
LG Markus und Monika