Zu Gast auf der Admetus – ein ganz normaler Tag

Posted on Montag, April 8th, 2013 at 15:30

Meist beginnt ein Tag mit dem Aufwachen vom Geräusch der brechenden Wellen am Riff oder dem Rauschen der Palmen im Wind oder aber auch weil die Sonne schon so hoch steht, dass es doch durch die offene Luke ziemlich hell in meiner Bugkabine (wie der Name schon sagt, habe ich mein Bett ganz vorne im Boot, es ist dreieckig und mit meinen 1,90 passe ich genau entlang einer Seite, davor befindet sich noch das Bord WC und die Waschgelegenheit und dann gibt es eine Tür zum mittleren Teil des Bootes wo David und Bella schlafen, ich hab also mein eigenes, vollausgestattetes Zimmer hier) wird… oder es weckt mich der pfeifende Teekessel.

Nicht so an diesem Tag, heute pfeift jemand – irgendwer muss also schon munter sein an Bord – vielleicht wird es Zeit aufzustehen. Als dann spanische Worte fallen wird mir klar, dass wir nicht mehr alleine hier zwischen den Inseln sind und Kuna (Einwohner der San Blas Inseln) bei unserem Boot aufgetaucht sind. Also nix mit gemütlich aufstehen sondern gleich mal durch die Luke auf Deck und nachschauen. Der „Greißler“ ist da, ein Kuna mit einem kleinen Boot von dem aus er Obst, Gemüse, Eier und Milchpulver verkauft. David und Bella haben den Händler natürlich schon vor mir gehört und kaufen schon ein, eine Avocado, Ananas und Melone. Wir haben zwar noch einiges an Obst und Gemüse aus Bocas del Toro, aber in den letzten eineinhalb Wochen ist der Vorrat doch schon beträchtlich geschrumpft.

Wir freuen uns über den doch günstigen Einkauf und überhaupt die Tatsache, dass wir hier beim Riff ankernd einkaufen können – es ist immer noch weit und breit keine andere Yacht zu sehen. Aus der frisch erstandenen Avocado wird von Bella gleich mal Guakamole gezaubert und das Frühstück kann beginnen. Es gibt selbst gebackenes Brot, Tee, Kaffee, Butter, Erdnussbutter, Emmentaler, Chorizo, selbst gemachte Ananasmarmelade, selbst gemachtes Joghurt und Nutella. Ich werde oft gefragt ob es mir eh an nichts fehlt, denn die Vorratstruhen sind voll mit weiteren Leckereien, die aus den Ländern stammen aus denen man sich die Produkte auch wünscht, Olivenöl und Oliven aus Griechenland, Süßigkeiten aus Martinique, … eigentlich wollte ich ja den Tag beschreiben, also kurzum – das Frühstück war wie immer super!

Nach dem Frühstück brauen sich dunkle Wolken zusammen und sofort wird zumindest ein Teil des Regenwasserauffangsystems aktiviert. Das Bimini (der Sonnenschutz über dem Cockpit, also dem hinteren Teil des Bootes wo es gesteuert wird) hat einen Überlaufschutz genäht bekommen und zwei Gartenschläuche führen in zwei Flaschen – das Warten beginnt, endlich regnet es genug und die ersten Tropfen landen in den Flaschen. Minuten später ist die erste schon zum Ausleeren bereit. Der Schauer dauert nicht lange, aber immerhin wurden wieder 5 Liter aufgefangen die in den Trinkwassertank kommen. Da das Cockpit vom Regen jetzt schon nass ist beginnen David und Bella auch schon es zu schrubben, die letzten Tage – vor allem der Fischfang der letzten Tage und das Putzen der Fische (die kleinen Schuppen fliegen wirklich überall hin) hat einige Spuren hinterlassen. Ich schaue vom inneren des Bootes eine Zeit lang zu bevor ich auf die Idee komme, dass ich wenigstens das schon gewaschene Geschirr abtrocknen kann. Nach der Putzaktion ist es schon elf Uhr, und wir beschließen zu schnorcheln.

Wir entschließen uns gleich in der Nähe des Bootes zu schnorcheln wo wir gestern den Hai und die Schildkröte gesehen haben. Leider ist weder der Hai noch die Schildkröte hier, jeder schnorchelt ein paar Korallenstöcke ab und wenn es etwas tolles zu sehen gibt ruft er die anderen. Bella entdeckt einen Oktopus, der sich bei unserem eintreffen versteckt hat, aber es braucht nur vier Tauchversuche und David treibt ihn aus seiner Höhle und harpuniert ihn, der erste Grundstein fürs Abendessen ist gelegt. Jetzt wird beschlossen worauf die Jagd eröffnet wird. Gestern gabs Scholle und Papageienfisch, deshalb sind wir heute eher für Lobster zum Oktopus. Gesehen haben wir am Vortag schon welche, also fahren wir mit dem Dinghi gleich vom jetzigen Schnorchelspot zum gestrigen und nach einer kurzen Jagd während der Bella den Oktopus weich klopft scheint mit drei Lobster zum Oktopus das Abendessen komplett zu sein. Wir sehen auch einen riesigen Mondfisch, der allerdings zu schnell war um auf dem Teller zu landen.

Da wir das Beiboot schon dabei haben fahren wir noch zum Riff, David wirft den Anker, ich schau schon mal ins Wasser ob es eh ein guter Ankergrund ist und sehe, dass der Anker fünf Meter neben einem schlafenden Hai gelandet ist. Der verzieht sich leider bevor die beiden ins Wasser kommen. Bisher ist schnorcheln von Spot zu Spot bunter und fischreicher geworden. Unsere Glückssträhne reißt auch hier nicht ab. Korallen bilden richtige Unterwasserkanäle, drei bis vier Meter tiefe Kanäle zwischen Korallenstöcken die bis wenige Zentimeter unter die Wasseroberfläche reichen. David und ich suchen mit unseren Harpunen meist die bodennahen Höhlen unter den Korallenstöcken ab, da sich dort Langusten und Riesenkrebse verstecken, oder auch sonstige mehr oder weniger bunte und Fische von wunderschön bis hin zum Fürchten. Bella, mit der Kamera bewaffnet beschließt selbiges zu tun und hat „Glück“ nach ein paar Versuchen in eine Höhle zu schauen in der sich ein Hai versteckt. Endlich hat sie ihr in den letzten Tagen schon ersehntes Haierlebnis :-) Es soll nicht das letzte sein, denn um die nächste Ecke liegen gleich zwei weitere am Boden im Sand es sind Nursesharks (Ammenhaie) die doch schon eine beträchtliche Größe von 1,5m haben. Für ein Foto mit David sind sie noch zu haben, dann suchen sie allerdings das Weite.

Aber wer kommt da um die Ecke, der Mondfisch – er wäre Essen für einen Tag, also nichts wie hinterher. Leider ist er schneller und flüchtet Richtung Riff, wir hinterher, bis uns die Brandung die über die Korallenköpfe hereinbricht jegliche Sicht nimmt und wir außer weiß schäumendes Wasser ober und unter der Oberfläche nichts mehr sehen und uns rasch wieder aus der Zone der Brecher zurückziehen – es gibt ja noch mehr Kanäle und weiter hinten ist auch die Sicht besser.

David taucht auf dem Rückweg einen Conch rauf, den größten, den wir bisher gesehen hatten. Er hat sich aber so tapfer gewehrt der mutige Conch, normalerweise verkriechen sie sich in ihrer Muschel und wagen hie und da einen verstohlenen Blick, dieser aber hat sich mit seinem ganzen Körper aus der Muschel gelehnt um Davids Finger von seiner Muschel abzustreifen – wieder und wieder und wieder. Wir finden das sehr mutig und nachdem wir vom Meer schon reich beschenkt worden sind lassen wir den tapferen Conch im Seegras seines Weges ziehen. Am Rückweg lauert noch ein Barrakuda, in Stattlichkeit den Haien um nicht viel nachstehend, aber mit weit aggressiverer Ausstrahlung, und keiner lässt seinen Blick von ihm auf dem Weg zum Dinghi. In solchen Momenten bin ich immer wieder froh, dass eine Harpune bei mir hab. Ach ja, so sehr wir uns auch über Barrakuda zum Essen freuen würden sind wir uns einig, dass wir den lieber mit einem Köder an der Angel fangen. Wir beschließen, das erfolgreiche Schnorcheln zu beenden und fahren zurück zur Admetus wo wir eine ganz neue Art des Angelns entdecken. Einer schaut mit der Taucherbrille unters Wasser und liefert Informationen wo welche Fische sind. Binnen fünf Minuten werden zwei Fische geangelt, der dritte hat schon Unterwasser groß ausgeschaut und erweist sich dann als zu kräftig für die dünne Leine und reißt sie ab. Jetzt haben wir aber wirklich genug zu essen, zwei kleine Fische, drei Lobster und ein Oktopus sollten reichen :-) Es ist ja auch schon drei Uhr!!

Mittlerweile haben zwei andere Boote auch schon den Weg hier ans Riff gefunden und wir ankern nicht mehr alleine. Gestern haben wir am Strand gegrillt und obwohl die Crew einer eleganten 49 Meter langen Motoryacht auf einem Ende „unserer“ unbewohnten Insel beginnt ein Stranddinner aufzubauen beschließen wir auch nochmal auf der Insel zu grillen. Rasch mal hinüber düsen mit dem Dinghi und die Feuerstelle vom Vortag aktivieren – trockene Palmwedel brennen wie Zunder. David besorgt die Kokosnüsse zum Trinken, ich putze zum ersten Mal die Fische nachdem ich es mir von David schon mehrmals zeigen ließ und Bella wickelt den Teig für „Stöckbröd“ auf drei dünne Stecken. Als Träger für den Grillrost halten drei Muscheln her, an denen sich Bella leider so die Finger verbrennt, dass die Abendessensvorbereitung fürs Holen der Brandsalbe vom Boot unterbrochen wird weil mit Verletzungen ist hier (im Paradies, aber auch) am Ende der Welt nicht zu spaßen und verbrannt hat sie sich doch ganz ordentlich.

Aber zurück zum Essen: Was soll ich sagen, es gibt Fisch in Alufolie aus der Glut als Vorspeise, Oktopus vom Rost als Mittelgang und Lobster aus der Glut als Abschluss, dazu „Olivensteckerlbrot“ und Kokosnüsse… Während des Essens machen wir sogar noch Bekanntschaft mit einem Crewmitglied der Motoryacht, er kommt sich zu uns „verstecken“ damit er rauchen kann und wir geben ihm vom gegrillten Oktopus, später kommen auch zwei Gäste der Yacht am Strand vorbei spaziert und eigentlich finden wir, dass die Anwesenheit der Yacht der Idylle nichts abtut, im Gegenteil, wir hatten die Insel gestern für uns alleine und heute ist es schön zu sehen, dass aus so einem Luxusding dann doch zwei „normale“ Familien aussteigen, deren Kinder mit Kajaks, Stand up paddle und Aquascootern unterwegs sind und die noch am Strand spazieren gehen und mit anderen Reisenden wie uns nette Worte wechslen. Wir sind wie gesagt gerade mit dem Essen fertig, jede Speise für sich ein Gedicht, abgerundet mit Kokosnüssen vorm Lagerfeuer während die Sonne untergeht und nur noch das Feuer die Nacht erhellt. In der mondlosen finsteren Nacht geht es dann zurück zum Boot, mit Stirnlampen wird das Dinghi durch die Korallen navigiert, die doch zu nah an der Oberfläche sind um einfach drüber zu fahren.

Zurück an Bord gibt es noch die Borddusche, wie auch schon gestern eine kleine Herausforderung ins schwarze Meer zu steigen, dann wieder aufs Boot – einseifen und nochmal im Meer abwaschen. Aber nicht mal das scheint meiner alltäglichen Vorstellung entsprechen zu wollen, denn im Wasser tummeln sich nun Fische die leuchten wie Glühwürmchen und tummeln sich zu zehnt oder mehr um mich und machen das zu einem irrealen bleibenden Eindruck. Müde vom laaangen Tag (es ist ja schon neun Uhr) geht’s nur noch ab in die Koje, denn morgen beginnt ein neuer Tag und die Wahrscheinlichkeit, dass es weniger zu erleben gibt ist sehr gering, zumal ich ja noch den Rochen mit dem verlorenen Stachel vergessen hab zu erwähnen und den Stachelrochen unter dem Boot, die Yacht mit dem österreichischen Skipper über dessen Ankunft wir uns gar nicht gefreut haben weil wir in schon vor zwei Tagen kurz kennenlernen durften und und und…

Ich kann euch nur eines raten, falls es sich irgendwie ausgeht müsst ihr die beiden unbedingt besuchen, ich werde hier kulinarisch verwöhnt, an die entlegensten Ecken der Welt gebracht um sie gemeinsam mit den beiden zu entdecken und zwischendurch wird auch ordentlich gesegelt, meine längste Etappe war drei Tage und zwei Nächte und es war ein Erlebnis, für das sich fast eine eigener Beitrag lohnen würde, mit Nachtwache halten und dabei fluoreszierende Algen beobachten, riesigen Frachtern vor der Einfahrt zum Panamakanal, …

Wenn die beiden von ihrer Reise zurück sind ist es zu spät!!

Gastbeitrag von unserem Freund Norbert.

Palmenbedeckte Inseln mit weissen Sandstränden – Das sind die San Blas Inseln

Auch so kann ein Supermarkt aussehen.

Deck schrubben ist beim vielen Fischen immer wieder notwendig.

Immer Einsatzbereit.

Das Mittagessen ist gesichert.

Mutige Conch.

Da hat man doch fast das Bedürfnis hinzugreifen wenn der Hai so nahe ist.

Palmwedel brennen sehr gut.

Oktopus am Grill – mhmmm

Stökbrot – Brot am Steckerl, warum gibts sowas  bei uns daheim nicht,…

Lobster – der Hauptgang

Im Paradis funktioniert alles einfacher.

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Responses (3)

  1. Ralf sagt:

    …….. und sehe, dass der Anker fünf Meter neben einem schlafenden Hai gelandet ist. Der verzieht sich leider bevor die beiden ins Wasser kommen.

    Ich glaube Norbert will euch an die Haie verfüttern und dann mit der Admetus selbst ein bischen hermuschippern :-)

    Ja, dieser Beschreibung nach wäre das alles auch was für mich, aber leider geht sich so ein Trip bis zur Geburt nichtmehr aus :-(

    Aber ab Juli denke ich hab ich dann eh genug zu “tun” ;-)

    Wirklich super und fesselnder Bericht. Ich wünsch euch alles Gute und noch viel Spaß!!!

    lg Ralf

  2. Yvonne sagt:

    hmmmm, da bekomm ich gleich Hunger. David und Bella, es scheint ihr habt Euch genau richtig entschieden, super, dass es es Euch so gut geht!

  3. Alexa sagt:

    Ein Traum :)
    Was kann man da noch sagen …
    Total super, aus der Besucherperspektive Dinge zu lesen, die für euch schon total normal sind :)