Mindelo pur

Posted on Mittwoch, Februar 1st, 2012 at 08:23

Nach den letztem mal Essen gehen war klar wir wollten mehr probieren. Edi hatte erfahren dass es am Samstag in unserem Lieblingslokal Mane Querena das Gericht Fechau gibt. Das muss natürlich probiert werden.


Am Weg zum Lokal haben wir Edi getroffen der dabei war einzukaufen. Er war gerade auf der Suche nach speziellem Material aus dem man Schuhsohlen machen kann. Wir waren überrascht als ein Schuputzer auf der Straße Edi gleich zu einem Geschäft bringen wollte wo man das Material bekommen kann.

Als er sein Schuhsohlenmaterial hatte sind wir essen gegangen. Wieder mal ausgezeichnete Kap Verdische Küche.

Beim Mittagstisch kommen wir mit dem Schuhputzer ein wenig ins Gespräch und kommen drauf dass es super Englisch kann. Jetzt hatten wir auch wieder mal die Chance mit einem einfachen Mann des Landes zu plaudern. Am meisten erstaunt hat uns dass er englisch gesprochen hat. Fernando war zwar erst 38 Jahre, das Leben hat seine Spuren hinterlassen und man hat ihm angesehen dass er schon einiges hinter sich hat.
Englisch hat er auf der Straße und später beim Fernsehen gelernt. Hier gibts meist englische Videos mit portugisischem Untertitel. Wie leichts wir doch gehabt hätten Sprachen zu lernen im Vergleich zu ihm.
Bei einem Bier hat er ein wenig aus seinem Leben erzählt. Er ist auf der Straße groß geworden und kämpft sich mit Schuhe putzen und reparieren durchs Leben. Er war voller Elan dabei uns einige Wörter kreolisch und portugisisch beizubringen. Nebenbei gabs viele Informationen über das Leben und die Stadt. Wir haben erfahren dass es bis vor wenigen Monaten teils gefährlich war in der Nacht unterwegs zu sein, selbst für Einheimische. Es wurde die Polizeipräsenz stark erhöht und die Lage hat sich gebessert.
Wir wurden auch gewarnt nachts alleine in die Vorrorte von Mindelo zu gehen und die Nebenstraßen nachts zu meiden. Ein Mann der Straße weiß natürlich besser was abgeht. Jetzt wissen wir auch warum wir viele negative Berichte über Mindelo von früher gelesen haben. Diese Empfehlungen hatten wir sowieso schon befolgt darum war das nichts Neues, wenngleich wir uns in keiner Minute nachts im Zentrum der Stadt unwohl oder unsicher gefühlt haben.

Hellhörig bin ich geworden wie er gemeint hat er kann meine 10 Jahre alten Sandalen reparieren deren Riemen schon stark in Mitleidenschaft gezogen waren. Gesagt getan, da wird nicht lange gefackelt, die Reparatur wurde gleich an Ort und Stelle nach dem Essen durchgeführt.

Schuhwerkstätte unter freiem Himmel.

Sein Werkzeug hatte er im Rucksack dabei. Mit Ruhe gings an die Arbeit. Es hat dann zwar alles viel länger gedauert als gehofft weil arbeiten während man genüßlich bei ein paar Glaserl Grog sitzt natürlich schleppend voran geht.
Wir haben wieder was dazu gelernt, hatten aber einen Riesen Spaß mit Fernando. Die Stunden im Lokal waren zwar ein wenig lästig, aber wir hatten jetzt jede Menge Zeit die Einheimischen in ihrem täglichen Treiben zu beobachten. Immer wieder wurden wir neuen Leuten vorgestellt, mittlerweile erkennen wir schon manchmal Personen auf der Straße :) ,
und es war wieder verblüffend wie zuvorkommend freundlich die Leute sind.
Und immer wieder hat man so nette Erlebnisse wie, dass eine kleines Mädchen mit vielleicht drei Jahren dessen Mutter sich gerade anstellt um Essen zu kaufen, zu Bella kommt und ihr ihre Kekse, die sie zum naschen dabei hat, zum kosten anbietet. Da geht nur mehr grinsen und baff sein. Das süße kleine Mädel mit ihren geflochtenen Zöpfchen und den Glasperlen an den Enden der Locken war einfach zum fressen herzig. Zum Abschied hat sie noch fleissig gewunken.
Schön zu sehen war auch wie hier für alle etwas abfällt. Unsere Teller waren bei den riesigen Portionen nicht komplett leer was ein Straßenkind das vorbeikam gefreut hat als es sich schüchtern zu uns gesetzt hat und sein Mittagessen genossen hat. Weggeworfen wird hier auch von den Wirtsleuten nichts. Den letzten Rest bekommen die streunenden Tiere.
Selbst die Ärmsten hier geben den streunenden Katzen und Hunden etwas von ihrem Mittagsessen ab.


Der interessante Tag ging noch weiter, nach ein paar Stunden Schlaf sind wir um 23Uhr Richtung Strand gerudert um dem Konzert in der Stadt
beizuwohnen. Wir sind natürlich überpünktlich aufgetaucht, es wurde noch Teppich ausgerollt und gereinigt. Wir waren schon fast beunruhigt weil nicht klar war ob heute ein Konzert sein wird und es waren keine drei
Gäste da. Doch bald ist dann noch Jota mit seiner Freundin Claudia aufgetaucht. Als er gemeint hat “today is the night of dancing” haben
wir gleich gesagt dass das nicht unseres ist und wir nicht tanzen können.
Um sicher zu sein dass Bella das auch so sieht hab ich das noch mal bekräftigt und geschmunzelt weil ich mir sicher war sie wird zum Tanz aufgefordert.
Schön langsam hat sich die kleine Konzerthalle gefüllt. Jung und alt war auf den Beinen und wir waren nahezu die einzigen Hellhäutigen. Wir haben das Schauspiel ruhig aus der Ecke von der Bar beobachtet. Trotz allem wird man kein einziges mal irgendwie angschaut weil man doch auffällt, alle sind relaxt drauf und geniessen das Tanzen und das Leben.

Den Leuten liegt der Rhytmus im Blut. Alle haben getanzt, wenn nicht getanzt wurde dann wurde mitgewippt, und vor Freude strahlendes Gesicht gehört hier offenbar zum Tanzstil. Doch das interessanter war, von unsrerm Platz aus auf der Bar war zu sehen dass hier mehr Wasserflaschen als Alkohol ausgegeben wird, das war doch irgendwie verblüffend.
Als dann die Band gestartet hat ging die Post ab, überall wurde getanzt. Langsam, schnell, dich aneinander geschmiegt. Zum ein und dem selben Lied
war für uns eine sehr große Bandbreite an Tanzstil zu erkennen. Der Rhytmus war mitreisend und wir haben es genossen zu lauschen.
Dann kam das Unausweichliche. Claudia und Jota haben mich und Bella geschnappt und auf die Tanzfläche gebracht.

Unsere Freunde daheim wissen wie viel wir tanzen,………. NIE.

Umso mehr sind wir mal wie Zinnsoldaten auf der Tanzfläche gestanden.
Doch irgendwie wurde Lied für Lied die Bewegung einfacher, das Hüftgelenk hat sich bereit erklärt so ungewohnte Bewegungen zu machen, die Schultern habens geschafft mit zu shaken. Ehrlich gesagt, wir haben fast den ganzen Abend getanzt, die mitreisende Stimmung, die Lebensfreude die der
Tanzstil versprüht, die gute Musik, die netten Leute um uns. Am Höhepunkt des Konzerts mussten wir aufgeben, nicht wegen zu tiefen Blick ins Glas, sondern wegen des schmerzenden Rückens, der offenbar nicht gewusst hatte dass er solche Bewegungen auszuführen im Stande ist.

Um vier Uhr in der Früh gings ins wohlverdiente Bett mit wieder neuen Eindrücken die ein wahrhaft herrliches Bild von Mindelo für uns zeichnen.

Responses (6)

  1. Markus sagt:

    Schön, dass es Euch so gut geht ;-)

  2. Lex sagt:

    Super! Ich kann mir das aber schon sehr gut vorstellen…Bella und David beim Abshaken! :-) Vor allem Bella, ich sag nur Floridita und Havanna Club…hihihi :)
    Dicke Bussis und geniesst weiterhin in vollen Zügen!
    Lex

    • wp_admin sagt:

      Wir waren selbst über uns überrascht, aber das Feeling und die rhytmischen Klänge waren einfach ansteckend.

      Liebe Grüße
      Bella

  3. Ingrid sagt:

    Hallo Ihr Zwei
    Ich bin immer vollneugierig von euch etwas Neues zu lesen.
    Zu einigen kann man nur sagen -andere Länder-andere Sitten.Es ist schön wenn ihr von vielen so angenommen werdet.Ich glaub meinen Augen kaum,die wunderschönen Sandalen sind gerettet,naja was die schon alles erlebt haben-könnten einiges erzählen.
    Schade das es kein Tanzvideo gibt,wäre gerne bei soviel Rhytmus bei euch gewesen,muss irre gewesen sein.Musik versetzt Berge,man sieht auch Einstellungen von Menschen-nur fleißig üben dann wirds immer besser.
    Uns geht auch gut,freuen uns schon aufsSkifahren.Eisige Kälte begleitet uns schon die zweite Woche.Passt aufeuch auf -Mutti

    • wp_admin sagt:

      Ja war wirklich super. Ich kann euch beruhigen bei uns ists auch ein wenig kälter geworden. Ohne Pulli gehts nicht mehr ;)

      Liebe Grüße
      David und Bella

  4. Darko sagt:

    Cooler Beitrag! big like!!