Zweite Weihnachten

Posted on Freitag, Januar 6th, 2012 at 13:06

Eigentlich wollten wir schon vor drei Tagen los. Die Wassertanks waren aufgefüllt, alles verstaut, Diesel getankt. Beim Starten bemerkt David, dass die Lichtmaschiene verrückt spielt und unser Batterien totkochen will. Kurzerhand wird der Marinaaufenthalt verlängert um das Problem zu beseitigen.

Am Weg zum Marinabüro um die Verlängerung unseres Aufenthaltes anzukündigen wird Bella von einer Seglerin angesprochen und zu einem Gläschen eingeladen.

Und da hat die Story begonnen. Das nette Pärchen liegt am selben Steg wie wir, er ist Spanier und sie Deutsche. Sie leben am Boot, er ist eigentlich studierter Informatiker, hat aber entschieden nicht sein ganzes Leben vorm Computer zu verbringen und hat einfach die Ausbildung zum Hubschrauberpiloten gemacht und fliegt den Polizeihubschrauber auf der Insel. Sie ist vor einigen Jahren schon aus Deutschland zuerst nach Mallorca und dann später hier her nach Gran Canaria gezogen. Beim gemeinsamen Abend erfahren wir jede Menge über spanische Traditionen zu Weihnachten, Köstlichkeiten werden kredenzt und wir lernen, dass der 6. Jänner der eigentliche Weihnachtstag für die Spanier ist, an dem die Bescherung stattfindet. Und zur Feier des Ganzen wird einen Tag davor schon bei Umzügen und feiern die Vorfreude gesteigert. Nebenbei hören wir, dass in Las Palmas ein riesiger Umzug, der “Cabalgata de los Reyes Magos”, der Umzug der heiligen drei Könige  jedes Jahr stattfindet und da Jasmin ihr Auto am morgigen Tag nicht braucht gibts Sie uns, für sie Wildfremden, Ihr Auto um nach Las Palmas zu fahren und sich das ganze Spektakel anzusehen. Und so kam der nächste zusätzliche Tag in der Marina zustande.

Wir sind ganz baff im Auto gesessen über die Tatsache, dass uns einfach jemand sein Auto borgt damit wir uns in Las Palmas den Umzug anschauen können. Den Ausflug haben wir gleich genutzt um uns die Altstadt von Las Palmas anzuschauen.

Und was für ein Traum erwartet uns, es ist quasi einen Tag vor “der großen Bescherung”, die ganze Stadt scheint auf den Füssen zu sein. Wir sehen rundherum nur fröhliche Menschen die durch die Stadt bummeln, in Kaffees sitzen, teilweise drei Generationen gemeinsam unterwegs die lachen und Freude haben, Gruppen die sich in Seitenstraßen vor Lokalen versammeln und feiern. Man möchte fast meinen richtig besinnlich.

Der Abend kam näher, wir haben uns bei Spaniern und Polizisten anfangs noch durchgefragt wo denn der Umzug stattfindet, bis die Menschenmengen quer durch die Stadt den Weg der Parade eindeutig flankiert haben.

Jeder war unterwegs. Omas in Rollstühlen sind am Straßenrand gestanden, wie Familien mit Ihren Kindern. Zum Teil ganz komfortabel mit Klappstuhl, zum Teil einfach auf Schaufensterbänken oder ganz einfach stehend.

Die Blicke der Kinder haben ganz klar gezeigt, sie erwarten was.

Und dann gings auch schon los, Busse, LKWs mit unterschiedlichsten Themen und kunstvollen Aufbauten, teils mit ohrenbetäubender Musik sind die Straße lange gezogen und haben Süßigkeiten in die Menschenmengen geworfen.

Die Menschen in den Straßen haben mitgetanzt, gesungen und die Mitfahrer auf den Wagen sowieso. Eine mitreisende Stimmung. Es war uns nicht klar was uns erwartet, wir wussten nur soviel dass es sich um einen kilometerlangen Umzug handelt.

Doch dann kamen die Hauptakteure an die Reihe, die heiligen drei Könige. Standesgemäß sind auf edlen Kamelen herbeigeritten.

Alle haben ihre Namen ausgerufen, die Kinder haben gekreischt wie wenn Popstars auftauchen. Dann ist der Sturm auf die Könige und Ihre Kamele losgegangen, denn hier ist es üblich die Weihnachtswünsche den heiligen drei Königen persönlich abzugeben. Viele Kinderhände wurden geschüttelt und Briefe entgegen genommen.

Wir haben noch nie so viele tausende grinsende Kinder gesehen. Die einen in Freude über die eingesammelten Zuckerl, die andern wenn sie die heiligen drei Könige gesehen haben und die anderen wenn sie Ihre Wünsche deponieren konnten.

Wir sind dem Umzug einige Kilometer durch die Stadt gefolgt, weil wir leider unser Parkhaus genau auf der Route des Umzugs ausgesucht hatten ohne es vorher zu wissen.

Zig tausende Menschen waren unterwegs, und es war wirklich einmalig diesen spanischen Brauch miterleben zu können.

Und heute zum spanischen Weihnachten mussten wir uns natürlich anpassen und haben auch ein nur ein mal im Jahr gebackene Kuchen gekauft, den Roscon de reyes. In den Germteiggebäck sind zwei Figuren mit eingebacken, ein König oder eine Münze und eine Kugel. Der der den König findet, ist der König in der Familie fürs nächste Jahr und der andere Finder muss den Roscon bezahlen.

Angeschnitten haben wir sie erst nach dem Foto machen, aber die Krone sitzt schon richtig am Königinenkopf.

Responses (2)

  1. David sagt:

    ja es is wirklich super immer wieder super was neues zu sehen.

    Danke! es wird natürlich gefeiert.

    Schöne Grüße
    David

  2. Melanie Sturm sagt:

    Hallo ihr Lieben!

    Schön zu sehen, dass es euch gut geht und dass ihr so viel von den Traditionen und Kulturen auf eurer Reise mitnehmen könnt!

    David: Alles Liebe und Gute zu deinem Geburtstag! Ich hoff ihr feiert ordentlich! ;)

    LG
    Melanie